Ein Interview mit Sebastian, der ein Whitepaper über eine neue Methode veröffentlicht hat, mit der digitale Gutscheine – wie zum Beispiel digitale Minutos – ausgetauscht werden können.

Das ist der letzte Teil. Den ersten Teil findest du hier.


David: Wie kann das System also funktionieren?


Sebastian: Im Gegensatz zu Kryptowährungen nutzt es öffentlich bekannte Benutzer-IDs. Die Eigentümerschaft eines Gutscheins wird an einen neuen Nutzer übertragen. Dabei werden die Gutscheine als Dateien direkt an die neuen Eigentümer gesendet.

Zusätzliche Mechanismen ermöglichen eine schnellere Betrugserkennung, wenn gewünscht. Doch in der Praxis ist das je nach Nutzergruppe gar nicht nötig.

Betrug ist hier ein stark selbstschädigendes Verhalten, denn die Identität des Betrügers ist bekannt. Die Gemeinschaft würde fordern, den Betrug auszugleichen – wer sich weigert, würde aus dem Netzwerk ausgeschlossen, was einer harten Strafe gleichkommt.

Zusammengefasst: Betrug wird durch soziale Mechanismen verhindert, sodass nicht jede Transaktion sofort geprüft werden muss.


David: Da bist du zu einer interessanten Erkenntnis gelangt! Kannst du uns erklären, welche Hauptvorteile dieses System gegenüber bekannten Kryptowährungen wie Bitcoin hat?


Sebastian: Dieses System bietet gegenüber bekannten Kryptowährungen wie Bitcoin mehrere entscheidende Vorteile.

Es ermöglicht die einfache Schöpfung von Zahlungsmitteln, ohne dass dafür Geld investiert oder stromintensives Mining betrieben werden muss.

Zudem kann es vollständig offline genutzt werden, etwa durch direkte Übertragung von Handy zu Handy, oder mit vorhandenen Kommunikationsmitteln wie zum Beispiel E-Mail oder Messenger, was eine grosse Flexibilität bietet.

Ein weiterer wesentlicher Unterschied ist die Wertstabilität der Gutscheine, da sie mit festen Werten gedeckt sind und sich nicht für Spekulation eignen – sie dienen ausschliesslich dem Leistungsaustausch.

Weiterhin bleiben die Gutscheine in der Nähe des Schöpfers, wordurch sie einen stärkeren regionalen Bezug haben und die lokale Wirtschaft fördern.

Zudem reduziert die Nutzung von bekannten Benutzer-IDs den Anreiz für illegale Aktivitäten oder Diebstahl, da Transaktionen immer nachvollziehbar bleiben. Während Kryptowährungen oft durch ihre Anonymität für kriminelle Zwecke attraktiv sind, sorgt dieses System für Transparenz, ohne dabei eine zentrale Instanz zu benötigen.

Insgesamt entsteht so eine völlig neue Art von digitalem Zahlungssystem mit Eigenschaften, die sich deutlich von bisherigen Kryptowährungen unterscheiden.


David: Sehr beeindruckend. Gibt es bereits solche Systeme in der Praxis?


Sebastian: Mir ist nicht bekannt, dass diese Idee bereits weit verbreitet oder überhaupt bekannt ist.

Bisherige dezentrale Ansätze mit Gutscheinen setzen ausschliesslich auf technische Sicherungen wie eine Blockchain. Die Kombination aus technischer und sozialer Absicherung scheint es bisher nicht zu geben.

Es gibt jedoch einen Prototypen namens eMinuto, der dieses System nutzt. Auf https://eminuto.org gibt es eine Präsentation dazu. Ein Prototyp für Desktop-Computer ist auf GitHub unter https://github.com/minutogit/eMinuto-Desktop-Prototype zu finden.


Ein digitaler Minuto schliesst die Lücke, dass man ihn auch über grössere Entfernungen im Internet nutzen kann.
– Sebastian



David: Wo siehst du die Vor- und Nachteile eines digitalen Minuto gegenüber den Minuto-Gutscheinen aus Papier?


Sebastian: Ein digitaler Minuto schliesst die Lücke, dass man ihn auch über grössere Entfernungen im Internet nutzen kann. Es gibt viele Gruppen ohne regionalen Bezug, für die ein digitales System mit einer App eine ideale Lösung wäre.

Zudem wäre die Nutzung oft bequemer, da man nur ein Handy oder Laptop benötigt – beim Papier-Minuto muss man beispielsweise erst einen Stempel besorgen.

Viele junge Menschen nutzen Technik intensiv und empfinden digitale Lösungen als modern. Ein digitaler Minuto könnte die Idee, sein eigenes Zahlungsmittel zu schöpfen, weiter verbreiten.

Ein Nachteil ist jedoch die Abhängigkeit von Technik. Älteren Menschen könnte der Zugang erschwert werden – allerdings liesse sich das mit einer sehr guten Software erleichtern.


David: Was ist nun noch nötig, damit Menschen den digitalen Minuto oder ähnliche Gutscheine nach dieser Methode nutzen können?


Sebastian: Es braucht vor allem engagierte Menschen, die bereit sind, etwas beizutragen. Das können Programmierer sein, die Zeit in die Entwicklung investieren, aber auch Unterstützer, die das Projekt finanziell fördern oder einfach die Idee in die richtigen Kreise weitertragen. Jeder Beitrag zählt.


David: Für unsere Leser: Das Weitertragen von Sebastians Idee ist mit den Teilen-Buttons am Ende dieses Beitrags ganz einfach.


Sebastian: Sehr praktisch - danke euch!

Ein entscheidender erster Schritt wäre die Entwicklung eines breiter verfügbaren und intuitiv bedienbaren Prototyps – idealerweise auf einer Internetseite. Ein solcher Prototyp könnte das Potenzial des Systems sichtbar machen und als Grundlage für die Weiterentwicklung dienen, bis eine alltagstaugliche Lösung entsteht.

Ich bin überzeugt, dass sich die nötigen Möglichkeiten ergeben werden, sobald die Zeit reif ist.


David: Das klingt gut. Und wo können Interessierte dein Whitepaper lesen und dich kontaktieren?


Sebastian: Das Whitepaper sowie Kontaktmöglichkeiten gibt es auf GitHub unter https://github.com/minutogit/decentralized-voucher-payment-system.


David: Sebastian, vielen Dank für dieses Interview.

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Bildnachweis:
Eigenes Werk auf Grundlage einer Illustration von OpenClipart-Vectors, Pixabay-Lizenz

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